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00.15 bis 09.00 Uhr (100 Min.) ZDF Theater
Mendel lebt
Wiederbegegnung mit Mendel Szajnfeld
Dokumentarfilm, BRD 1999
Regie: Hans-Dieter Grabe

Der Dokumentarfilmer Hans-Dieter Grabe hat in den 37 Jahren seiner ZDF-Zugehörigkeit viele Personen porträtiert; doch wenige haben ihn so nachhaltig beeindruckt wie Mendel Szajnfeld. Der Autor lernte ihn 1971 kennen. Er bereitete damals eine Sendung vor über gesundheitliche Spätschäden als Folge von Lagerhaft. Szajnfeld litt unter Angstträumen, Schwächeanfällen, Gleichgewichtsstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen, Herz- und Nierenschäden. 1945 hatten russische Soldaten den polnischen Juden aus einem deutschen Arbeitslager befreit. Seine Eltern und viele seiner Angehörigen waren ermordet. Mendel Szajnfeld verließ Polen. Zwei Jahre verbrachte er in einem bayerischen Flüchtlingslager. Dann nahm Norwegen ihn auf. Er wurde Metallarbeiter. Immer öfter war er krank und konnte nicht arbeiten. Ärzte bescheinigten ihm, dass seine Leiden Folgen von Torturen seien, denen er in den deutschen Lagern ausgesetzt war. Das Münchner Entschädigungsamt zahlte ihm daraufhin eine Rente. Seine Leiden verschlimmerten sich. In München wollte Szajnfeld einen medizinischen Gutachter aufsuchen, der ihm helfen sollte, eine höhere Rente zu bekommen. Grabe und sein Team begleiteten ihn mit Kamera und Mikrofon von Oslo nach München. Zum ersten Mal in seinem Leben berichtete Szajnfeld ausführlich über seine Erfahrungen mit den Deutschen - vor Deutschen und auf der Reise nach Deutschland. Ergriffen saßen seine Zuhörer vor ihm und fürchteten, der kranke Mann konnte vor Erschütterung zusammenbrechen. Damals, 1971, hätte niemand gedacht, dass Mendel Szajnfeld 27 Jahre später noch am Leben sein würde. Im Sommer 1998 fuhr Hans-Dieter Grabe wieder nach Oslo, im Gepäck eine digitale Videokamera, um die Wiederbegegnung direkt festhalten zu können. In den drei Wochen ihres Zusammenseins lernte Grabe einen neuen Mendel Szajnfeld kennen.

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