Glück
im Gartenhaus
Weiter ging es in Richtung Focsani, das am Fuß der Karpaten
im Süden Rumäniens liegt. In Galaz fragte ich Feldgendarmerie
nach dem Weg. Das Wetter war immer noch grausig. Ich hielt
mich an die Wegbeschreibung, bis ich in eine Ortschaft kam,
die mir nicht ganz geheuer war. "Da ist ja kaum ein Mensch
zu sehen", dachte ich und kehrte um, zurück nach
Galaz.
Dort war mein erster Weg zur Ortskommandantur. Ich erzählte,
wo ich herkam und auch, wer mir den Weg dorthin beschrieben
hatte.
"Gut, dass du da nicht weitergefahren bist. Du wärst
mitsamt deinem Motorrad verschwunden!"
Dann beschrieben sie mir den richtigen Weg nach Focsani. Weil
es schon spät geworden war, fragte ich, wie es mit einer
Unterkunft aussehe.
"Schlecht!", war die knappe Antwort.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich selbst in der
Stadt nach einem Quartier umzusehen. Ich hatte einfach keine
Lust mehr, am Abend noch weiterzufahren. Da traf ich auf ein
großes, weißes Haus. Ich stand eine Weile davor
und schaute mich um, bis ein rumänischer Offizier auf
mich zukam: "Deutsch Kamerad, suchen Sie Quartier? Werden
Sie hier nicht finden - meine Soldaten schlafen im Kuhstall."
Dann zeigte ich auf das weiße Haus. Er lachte: "Dort
wohnen Bürgermeister, der nehmen nicht mal rumänisch
Offizier!"
Im selben Augenblick kam ein gut gekleideter Herr im mittleren
Alter auf mich zu und sagte: "Deutsch Kamerad, sei willkommen!"
Er ließ mein Motorrad in einem geschlossenen Schuppen
unterbringen und nahm mich mit ins Haus. Ein Tisch wurde gedeckt,
er reichte mir ein Glas Weißwein, und wir beide tranken
in aller Gemütlichkeit. Er sprach gut Deutsch, so konnten
wir uns mühelos unterhalten. Inzwischen kam das Abendessen
auf den Tisch: An den Kochkünsten seiner Köchin
war nichts auszusetzen. Nach dem Essen tranken wir noch von
dem guten Wein. Wir waren bereits in sehr heiterer Stimmung.
Da erzählte er mir von seinem Gartenhaus. Es sei mit
zwei Schlafzimmern, einem kleinen Wohnzimmer und einer Kochgelegenheit
ausgestattet. Schließlich fragte er mich, ob ich mir
was aus schönen Frauen machte. Was sollte ich sagen?
Er schlug vor, zwei nette Frauen, eine junge und eine etwas
ältere, einzuladen: "Wenn ich sie bitte, werden
sie kommen. Die jüngere ist für dich, sie ist sehr
nett."
So verbrachten wir einen schönen Abend in seinem Gartenhaus.
Am frühen Morgen verabschiedete ich mich in aller Freundschaft
und fuhr weiter nach Focsani. Dort fragte mich mein Batteriechef,
wo ich denn gesteckt hätte, er habe schon am Abend zuvor
mit mir gerechnet. Ich berichtete ihm von der Feldgendarmerie
in Galaz, die mich in die völlig falsche Richtung geschickt
hatte, und auch, dass mir diese Auskunft leicht zum Verhängnis
hätte werden können.
Am nächsten Morgen wurde ich zu Leutnant H. gerufen:
"Wo waren Sie mit meinem Rucksack? Meine Lederpantoffeln
fehlen und zwei Flaschen Weinbrand!"
Na, wo war ich gewesen? Beim Bürgermeister in Galaz!
Das Motorrad stand in einem verschlossenen Schuppen, der Rucksack
lag im Seitenwagen, alles verschlossen. Der Bürgermeister
hatte Pantoffeln und durchaus genug zu trinken gehabt. Wo
die Sachen geblieben waren, war uns ein Rätsel.
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