Nachkriegs-Kinder
Kindheit in Deutschland 1945–1950
67 Geschichten und
Berichte von Zeitzeugen
Band
2 der Reihe ZEITGUT
4., erweiterte und korrigierte Auflage 2005
448 Seiten mit vielen Abbildungen,
Ortsregister, Chronologie, gebunden.
12,90 EUR
ISBN 3-933336-01-5
Kriegsende.
Vorbei sind Bombennächte und Fliegeralarm. Eine neue, schwere Zeit
bricht an. Es geht darum, den täglichen Bedarf zu decken und die
Not zu lindern. Hamsterfahrten aufs Land, Tauschgeschäfte, Schlange
stehen vor den Läden. Die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Sie versuchen, so gut es jedes vermag, zum Unterhalt der Familie beizutragen.
Der zwölfjährige Helmut geht 1946 in Beelitz auf „Kohleklau“,
ein gefahrvolles Unternehmen, bei dem er schließlich erwischt
wird. Der achtjährige Peter bekommt für seine Dienste als Balljunge
auf dem Tennisplatz der Amerikaner in Berchtesgaden Butterbrote,
mit denen er den Speiseplan seiner Familie bereichert.
Die Zeitzeugen, die sich in diesem Buch an ihre Kindheit erinnern, zeichnen
ein vielfältiges und kontrastreiches Bild der Jahre vor dem
wirtschaftlichen Aufschwung. Tragische Geschichten stehen neben heiteren
und amüsanten Episoden. Traurige und tröstliche Begebenheiten
halten sich die Waage. Im Vordergrund steht das persönliche Erleben
von Menschen wie du und ich, aus dem sich ein eindrucksvolles Mosaik der
Zeit zusammensetzt.
Da erinnert sich Edda Flindt an die idyllisch anmutende Kindheit in der
Mühle der Großeltern bei Köln, wo sie mit ihren fünf
Geschwistern, ihrer Mutter und ihrer Tante nach einer abenteuerlichen
Odyssee aus Sachsen lebte. Elisabeth Lüninghake schildert die Spiele,
mit denen sich Kinder die Zeit vertrieben, die einfachen Mittel,
die dafür genügen mußten; sie erzählt von den kratzenden,
selbstgestrickten Badeanzügen, die das Badevergnügen in
der Ems nicht trüben konnten. Erika Wagner denkt an die Puppe zurück,
die sie und ihre zwei Schwestern zu Weihnachten bekamen. Jede durfte sie
einen Tag lang hegen und pflegen und mußte sie dann weitergeben.
Doch Teilen ist schwer. Die kleine Erika versteckte sie im Holzschuppen.
Der nächtliche Regen durchnäßte sie. Dafür bekam
sie von ihrer Mutter die erste Ohrfeige ihres Lebens.
Die Vielfalt der Quellen, aus denen die Erinnerungen stammen, machen den
Reiz dieses Buches aus. Die Autoren kommen aus allen Gegenden Deutschlands.
Mit Hilfe eines Ortsregisters kann sich der Leser orientieren. Alte Fotos
und Dokumente aus den Fotoalben der Verfasser ergänzen die Texte.
In ihrer Gesamtheit spiegeln die Beiträge die gesellschaftliche Bandbreite
der Zeit wider.
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