Pimpfe, Mädels
& andere Kinder
Kindheit in Deutschland 1933–1939
55 Geschichten und
Berichte von Zeitzeugen
Band
4 der Reihe ZEITGUT.
322 Seiten mit vielen Abbildungen, Ortsregister, Klappenbroschur
12,90 EUR
ISBN 3-933336-03-1
1933
ändert sich fast alles in Deutschland - auch für Kinder. In
den Schulen wird nicht mehr „Guten Morgen“, sondern „Heil
Hitler!“ gesagt, an die Stelle der Morgenandacht tritt der Fahnenappell.
Neue Gedichte müssen auswendig gelernt werden: „Ich bin geboren,
ganz auf deutsch zu fühlen, bin ganz auf deutsches Denken eingestellt“.
Nach Jahren der Not sind die Kinder stolz auf ihre schmucken HJ-Uniformen,
Hakenkreuzkettchen oder BDM-Blusen. Sie wollen dazugehören, mitmachen
beim Jungvolkdienst, Wandern und Sport. Zwar ist Disziplin gefordert,
doch das Bild der zackigen Aufmärsche und begeisternden Fackelzüge
im Kopf, nehmen sie die in Kauf. So kommt der Stolz hinzu, als Deutscher
„zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ zu sein.
Immer wieder jedoch passieren Dinge, die die Kinder nicht verstehen. Da
kommen SA-Männer und räumen einfach den Bücherschrank der
Eltern aus. Da wird der Vater nachts aus dem Bett gezerrt, mitgenommen,
und kommt nach Wochen schlohweiß zurück. Die Kinder sind verwirrt
und fassungslos. Jüdische Mitschüler verschwinden plötzlich,
Halbjuden werden ausgegrenzt. Eine der Autorinnen berichtet von Ohrfeigen
ihres Vaters, weil sie ihre Freundin, vom Vater „Judenmädchen“
genannt, auf der Straße umarmt.
Das Buch enthält aber auch Erinnerungen an die große Armut
zu Beginn der dreißiger Jahre, an Kinderarbeit, Ratten in der Wohnung
und „Spatzensuppe“. Daneben stehen aber auch Texte zum Schmunzeln,
die viel von Solidarität, Menschlichkeit und kindlich unbeschwerten
Zeiten sprechen. Mit seinen unverstellten Berichten leistet es einen wesentlichen
Beitrag zum Verständnis deutscher Geschichte.
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