Gebrannte Kinder
Kindheit in Deutschland 1939–1945
Zweiter Teil
36 Geschichten
und Berichte von Zeitzeugen
Band
7 der Reihe ZEITGUT.
336 Seiten mit vielen Abbildungen, Ortsregister, gebunden
12,90 EUR
ISBN 3-933336-26-0
„Wer
nicht genauso an den Führer glaubte wie ich, war nicht mehr mein
Freund“, erinnert sich eine der Autorinnen des Buches. Die Propaganda
der Nationalsozialisten hatte nicht nur bei Erwachsenen ganze Arbeit geleistet,
sondern auch bei Kindern. Sie waren stolz auf ihre Uniformen, stolz auf
ihre Aufgaben bei Jungvolk oder BDM. Der „Kampf um das deutsche Vaterland“
war Ehrensache für sie. Doch dann fielen immer mehr Bomben auf Deutschland,
verloren immer mehr Familien ihr Zuhause. Am Ende durfte auf die Flucht
gerade mal die Puppe mitgenommen werden.
Die 36 Zeitzeugen-Erinnerungen spiegeln die ganze Bandbreite der Ereignisse
in den Kriegs-jahren wider - vom Glauben an Hitlers Verspre-chungen bis
zum Verlust der Illusionen. Von Not und Entbehrungen ist die Rede, von
Lebens-mittelmarken und einer heimlich geschlachteten Gans. Die Abwesenheit
der Väter, der Einfalls-reichtum der Mütter beim schwierigen
Organi-sieren des Alltags, der Aufenthalt im Luftschutz-keller und die
Schrecknisse der Flucht - all das nimmt einen breiten Raum in den Berichten
ein.
Doch es sind nicht nur schreckliche Erinnerungen, die hier von Menschen
wie du und ich festgehalten wurden. Auch von idyllischem Landleben wird
erzählt und von Streichen, wie sie Kinder zu allen Zeiten aushecken.
Da wird in einem Flugzeugrumpf auf dem Güterwaggon Luftkampf gespielt
oder Fallschirmspringen mit einem Schirm geübt - einschließlich
Landung im Misthaufen.
Manchmal gibt’s auch eine Ohrfeige, ohne etwas ausgefressen zu haben
- wenn ein Junge beim Metzger, bei dem es gratis Wurstsuppe gibt, „Guten
Morgen“ statt des „Deutschen Grußes“ sagt. Schnell
stottert er dann mit hocherhobener Henkelkanne „Heil Hitler - Herr
Metzger!“. Die gönnerhafte Reaktion des Fleischers: „Na
siehste, bei uns gibt’s zwar immer Suppe ohne Einlage, aber nie ohne
Heil Hitler!“
Den Wert des Buches machen die Schilderungen der vielen alltäglichen
Kleinigkeiten aus, die ein buntes Zeitkolorit entstehen lassen und das
Lebensgefühl der damaligen Zeit so lebendig vermitteln. Dadurch sind
die Texte ein wichtiger Beitrag zum Verständnis eines der dunkelsten
Kapitel deutscher Geschichte.
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