Pressetext »

Heil Hitler, Herr Lehrer!
Kindheit in Deutschland 1933–1939
50 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen

Band 13 der Reihe ZEITGUT.
360 Seiten mit vielen Abbildungen, Ortsregister, Chronologie, Klappenbroschur
12,90 EUR
ISBN 3-933336-12-0

Das Mädchen Eva erlebt 1933, wie ihre Mutter den Vater verläßt und die Arbeit als Lehrerin verliert; sie ist Halbjüdin. Der Vater, langjähriges SA-Mitglied, zerstört mit seiner judenfeindlichen Polemik die Ehe. „Arische“ Lehrerkollegen und die jüdische Großmutter helfen der allein stehenden Frau mit zwei Kindern, über die Runden zu kommen.
1935 erlebt Eva bei einer Schulfeier bewußt ihre Zwitterstellung. An diesem Tag sollen die Schülerinnen aus Anlaß der „Heimkehr“ des Saarlandes ins Deutsche Reich ihre BDM-Uniform tragen. Doch als „Vierteljüdin“ darf Eva nicht im BDM sein. In ihrer Zivilkleidung sieht sie sich einem Heer von Uniformträgerinnen gegenüber. Als sich ihr eine neue Schülerin, ebenfalls in Zivil, vorstellt und erklärt, sie sei „Halbjüdin“, antwortet Eva ihr dennoch stolz-abweisend: „Ich bin’s nur zum Viertel“.
Mit diesen Erinnerungen beginnt ein bewegendes Zeitdokument, das dem Leser die Jahre 1933 bis 1939 in Deutschland nahebringt. 50 Zeitzeugen erzählen ungeschminkt, wie Kinder damals lebten, wie ihr Schulalltag aussah und was sie spielten. Das Buch zeigt beklemmend auch die Gradwand­erungen der Eltern, wenn sie die Fragen ihrer Kinder beantworten mußten.
Das Mädchen Ursula entwickelt sich gegen den Widerstand des Vaters zum begeisterten BDM-Mädel. Ihr Vater, als Lehrer und Nicht-Pa­r­­teimitglied in schwieriger Lage, versucht, ihr die Wahrheit über die Juden zu sagen und verpflichtet sie dann: „Also, abgemacht, du schweigst darüber“.
Der Junge Oskar erfährt erst spät die Wahrheit über den Tod seines Vaters. Der Lokführer war als überzeugter Katholik ein entschiedener Hitler-Gegner. Im April 1933 artet ein Streitgespräch mit seinem Heizer, einem ortsprominenten Nazi und SA-Mann, in eine Schlägerei aus. Der Heizer schlägt ihn mit einer Eisenstange nieder, der Vater stirbt daran. Der Hausarzt notiert als Todesursache „Lungenentzündung“. So schützt er die Familie vor Scherereien mit der SA. Die Mutter zieht mit den Kindern nach Ostpreußen und schweigt lange...
Immer wieder verschwinden jüdische Klassenkameraden, Nachbarn und auch die eigenen Väter ohne Ankündigung. „Lassen Sie endlich das Kind los! Sie wissen genau, warum wir Sie holen.“ wird der jüdische Vater des Mädchens Margit dabei angeherrscht. - Der Vater von Hans Wagner meldet sich nach der Entlassung aus dem KZ Börgermoor im Oktober 1933 „zurück von der Moorkur“; doch er ist schlohweiß, dürr und krank geworden.
Die Erinnerungen der Zeitzeugen sind wichtig und kostbar. Mit den Einblicken in die persönlichen Schicksale läßt sich die Zeit gut begreifen; auch junge Leser werden gefesselt und betroffen sein.
Die Texte des Buches sind von Fotos der Autoren und von einer elfseitigen Chronologie begleitet.


Pressetext »