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  • Larissa Dyck, Heinrich Mehl
    vergriffen - nicht lieferbar
    (Hg.)
    Mein Herz blieb in Ru

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    Russlanddeutsche erzählen aus ihrem Leben

    448 Seiten, gebunden.
    34 Erinnerungen mit mehr als 60 Fotos und Dokumenten
    40 Seiten Wissensbereich mit kleinem Russland-Lexikon, viele Karten, Ortsregister, Literaturverzeichnis.
    Reihe Zeitgut Schicksale
    Zeitgut Verlag, Berlin.

    ISBN: 3-86614-145-9, EURO 12,90

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    Das dazugehörige Hörbuch ist hier zu finden »


    Zum Buch
    Fast drei Millionen Russlanddeutsche sind in den letzten Jahren nach Deutschland, der alten Heimat ihrer Vorfahren, zurückgekehrt. Sie berichten in diesem Buch über ihr Schicksal: Auswanderung der Familien schon zu Zeiten der Zarin Katharina die Große, friedliches Leben an der Wolga und im Kaukasus, Deportation hinter den Ural nach Hitlers Angriff 1941, Arbeitsarmee und Gefangenschaft in Sibirien und Kasachstan. In den dramatischen Lebensschilderungen ist von Kälte, Hunger und Tod die Rede, von mutigen Frauen und verlassenen Kindern. Zugleich aber sprechen viele Zeitzeugen von Mitleid und Hilfe der russischen Nachbarn. Vor dem Leser entsteht so ein authentisches Bild aus Vergangenheit und Gegenwart der Deutschen in Russland.

    Vergessene Opfergruppe Russlanddeutsche
    Es ist einigermaßen überraschend, dass sich ein bemüht und ernsthaft »erinnerndes Deutschland« eine Gruppe bisher nicht in den Fokus genommen hat: die »Russland-Deutschen«. Ihre Leiden, dies wird beim Lesen deutlich, übersteigen zum Teil die Dimension des Leidens in Deutschland 1941 bis 1945 bei weitem und sie sind die am längsten betroffene Opfergruppe überhaupt.

    Sie sind die Nachkommen jener Deutschen, die - gerufen und angelockt mit finanziellen wie rechtlichen Privilegien - im 18. Jahrhundert nach Russland auswanderten. Ihre ursprüngliche Heimat in Deutschland waren Regionen wirtschaftlicher Not, Schwaben oder die Pfalz etwa. Eingeladen hat sie vor allem die Zarin Katharina die Große, selbst deutschstämmig. Gegründet wurden die deutschen Kolonien an der Wolga und im Kaukasus. Im Laufe der Jahrzehnte vermehrten sich Russlands Dörfer mit deutschen Namen, die Einwanderer machten Land urbar, errangen wirtschaftlichen Erfolg, besetzten Führungspositionen in Landwirtschaft und Handel. In vielen Gebieten des Zarenreiches traf man auf deutsche Familiennamen und deutsche Sprache.

    Hitlers Angriff auf die Sowjetunion löste die Deportation aus
    Das Ende des 19., vor allem aber das 20. Jahrhundert waren geprägt vom Abbau ihrer Privilegien, von Versuchen der »Russifizierung« einer bisher selbstbewusst »deutsch« denkenden und handelnden Bevölkerungsgruppe, schließlich vom Desaster, den Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg anrichteten. Unmittelbar nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 befahl Stalin die Deportation aller Russlanddeutschen aus ihrem bisherigen Lebensumfeld in unwirtliche Gebiete in Sibirien und Kasachstan. Dabei verloren sie ersatzlos all ihr Eigentum und wurden völlig entrechtet. Meist wurden die Familien getrennt, die Männer zu Zwangsarbeitern in der so genannten Trudarmee gemacht, Frauen und Kinder weit entfernt in einer anderen Umgebung sich selbst überlassen. Erst nach Stalins Tod 1953 linderten sich die mörderischen Verhältnisse etwas, doch eine Rückkehr in ihre frühere russische Heimat blieb ihnen weiter verwehrt. Deutsche Dörfer oder gar Gebiete in Russland sollte es nie mehr geben.

    Die politischen Entscheidungen des revolutionären Russlands und der Sowjetunion sowie ihre Durchsetzung und ihre Auswirkungen - »Entkulakisierung«, Deportation, Arbeitsarmee, Lagerhaft, Zerschlagung deutscher Familien, Zeit der »Kommandantur« etc. - werden in diesem Buch in einer Einführung des Herausgebers Dr. Heinrich Mehl skizziert und dann in vielen Zeitzeugen-Berichten in allen Details geschildert.

    Die politische Geschichte der Deutschen in Russland - dies zeigt die Liste der Publikationen am Ende dieses Buches - ist durchaus erforscht worden. »Deutscher Alltag« im Russland des 18. und 19. Jahrhunderts wird jedoch kaum beschrieben, denn Kolonisten hatten weder die Zeit noch das Interesse, ihre Wege, Sorgen und Mühen für die Nachwelt festzuhalten. Auch das 20. Jahrhundert, nun mit seinen Wirren und folgenden grausamen Schicksalsjahren, kennt wenige schriftliche Zeugnisse - in Deportation, Gefangenschaft, Zwangsarbeit, in den nachfolgenden Jahren entsagungsreichen Wiederaufstiegs in einer Sowjetunion des Kalten Krieges dachte man ans Überleben und nicht an Dokumentation. Briefe und Tagebuchaufzeichnungen gingen weitgehend verloren, die offiziellen Dokumente der Vertreibung - Deportationsbefehle, Haftunterlagen, Passierscheine, Essensmarken, Entlassungspapiere etc. - ruhen in regionalen Archiven. So bleiben in der Tat nur die Erinnerungen der Betroffenen, vor allem der älteren Menschen.

    Geschichte aus dem Gedächtnis
    Diese »Geschichte aus dem Gedächtnis« für die Nichtbetroffenen festzuhalten, sie den heutigen Generationen als Beispiel und Warnung zu vermitteln, ist Aufgabe dieser Publikation. Zum ersten Mal werden die Erlebnisse der »Russlanddeutschen« mit einer gewissen Systematik abgefragt, festgehalten und in einem Buch veröffentlicht, das sich nicht an ein kleines Fachpublikum wendet oder an Verbands- und Vereinsmitglieder der Deutschen aus Russland, sondern an die breite Öffentlichkeit. Dabei wurde erst bei den Vorbereitungen für den Band deutlich, wie unbekannt im heutigen Deutschland Begriffe wie »Trudarmee« oder NKWD sind, wie wenig man bisher über das Schicksal einer Volksgruppe weiß, die doch seit Jahren wieder mitten unter uns lebt. Daher ist es den beiden Herausgebern und dem Verlag auch wichtig, ans Ende des Buches ein ausführliches Verzeichnis der Fachausdrücke zu setzen, die die im Buch beschriebene Welt geprägt haben.

    Etwa vier Millionen kamen ins heutige Deutschland
    Der Personenkreis, der in vorliegender Publikation zu Wort kommt, ist keinesfalls eine Randgruppe: Die Zahl der aus den ehemaligen Sowjetrepubliken »Zurückgekehrten« wird auf 2,6 Millionen geschätzt, einschließlich aller (auch russischer) nach Deutschland »mitgenommener« Verwandter auf etwa 4 Millionen Personen. Längst sind es nicht nur die Alten, die ihren Lebensabend in Städten und Dörfern aller Bundesländer verbringen, sondern es folgte die Generation der 50jähringen mit ihren Kindern. »Russlanddeutsche« gehen auf Schulen oder machen eine Lehre, junge Menschen mit Russisch als ursprünglich erster Muttersprache studieren oder arbeiten bereits als Wissenschaftler, Mediziner oder Pädagogen.

    Warum wir mit dem vergangenen Schicksal dieser Menschen so wenig vertraut sind, wurde bei den Arbeiten zu diesem Buch überdeutlich. In den außerordentlichen Nöten und Ängsten in den Jahren des Krieges und den ersten harten Nachkriegsjahren war das Überlebensmerkmal, nicht aufzufallen. Deutsche versuchten, im Riesenreich der Sowjetunion gleichsam unterzutauchen, sie passten sich an, verlernten ihre Sprache, heirateten russische Partner. Seit sie nach Deutschland auswandern können, bleiben sie auch hier unauffällig - häufig aus Scham über den erlebten sozialen Abstieg (das Beispiel der Lehrerin in Sibirien, die in Kiel putzen gehen muss), aus Unsicherheit wegen fehlender Sprachkenntnisse, auch aus dem Gefühl heraus, nach langer Lebensirrfahrt nun endlich in einem ruhigen Hafen gelandet zu sein. »Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich eine eigene gemütliche Wohnung,« sagt eine befragte über 80jährige Russlanddeutsche, »jetzt will ich nicht mehr zurückdenken, sondern nur noch für die Enkel da sein.«

    Entsprechend schwer war es, das Material für diesen Band zu sammeln. Menschen, die die Deportation in Viehwaggons hinter den Ural und Zwangsarbeit im Kohlenschacht überlebt haben, sprechen in der Regel nicht mehr darüber - ihre Erinnerungen haben sie bewusst verdrängt und möchten sie gerade jetzt, nach einem Neuanfang in Deutschland, nicht wieder aufleben lassen. Nach 60 und mehr Jahren vielfacher Irrfahrten von der Wolga bis Sibirien spielt häufig auch das Gedächtnis nicht mehr mit, erlittene Krankheiten durch Nahrungs- oder Schlafmangel, durch körperliche Überbelastung und seelische Grausamkeiten haben viele Namen und Fakten buchstäblich ausgelöscht. So bedurfte es vieler Sitzungen und Gespräche, oft bei Kaffee oder einem Gläschen Wodka, vieler Ermunterungen und Nachfragen, um von Menschen aus Tscheljabinsk oder Karaganda die Geschichten ihres Lebens festhalten zu dürfen.

    Weitere Leseprobe »

    Zum Autor:
    Larissa Dyck und Dr. Heinrich Mehl, Herausgeber

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