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  • Westerman, Kai von
    Letzte Bilder von der Mauer. Reportage 89

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    Berichte aus zwei verschwundenen Ländern

    368 Seiten, Klappenbroschur.
    Zeitgut Verlag, Berlin..

    Preisreduziert

    ISBN: 3-86614-170-X, EURO 6,90

    Weitere Informationen
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    Zum Buch
    So endete der kalte Krieg: In der Deutschen Demokratischen Republik demonstrierten die Menschen für freie Wahlen und eine freie Presse. Sie forderten endlich Reisefreiheit. Noch trennte ein Todesstreifen die beiden Deutschen Staaten. Staatssicherheit und Volkspolizei gingen gegen die Demonstranten vor.

    Ein junger Kameramann aus Westdeutschland erhielt den Auftrag, diese Ereignisse zu beobachten. Vor seinen Augen veränderte sich die Welt. Seine Erzählung liest sich, als hätte man ein Bilderbuch vor Augen. Vor seiner Kamera erklärten Bürgerinnen und Bürger - im Augenblick der Ereignisse - was sie bewegt. Diejenigen, die in Geschichtsbüchern nur als "das Volk" bezeichnet werden, erhalten in diesem Buch Gesicht und Stimme.

    Ein Buch für alle, die den Augenblick, als tatsächlich die Bürger den Staat regierten, (noch einmal) erleben wollen.

    Rezensionvon Jean-Paul Picaper, freier Journalist und Autor
    Schlägt man dieses Buch auf, erwartet man Bilder, zumal ein Mensch mit Glatze, Brille und Kameraobjektiv vom Buchcover auf uns schaut, aber man sieht keine. Liest man aber den Text, da kommen die Bilder zum Vorschein. Dem Kameramann Kai von Westerman ist es gelungen, "die Bilder sprechen zu lassen". Das macht aus diesem Buch ein Unikum. Ein Bilderbuch ohne Bilder.
    Ehrlich, so etwas hat der Rezensent in der Moderne noch nicht erlebt. Zur Zeit Goethes oder Balzacs, als es weder Filmkameras noch Fotoapparate gab, und nur der Pinsel des Malers Menschen, Tiere und Landschaften wiedergeben konnte, bemühten sich die Schriftsteller die Szenen detailgetreu zu beschreiben, "damit man sich ein Bild davon machen" kann. Aber bei diesem Buch geht es um etwas Anderes. Ist es Absicht oder beruflich bedingt? Der Autor schreibt, wie er sieht. Die kurzen Kapitel, unterteilt in Handlungen, Begegnungen, Schritte, wirken wie Momentaufnahmen. Einzelheiten - Bewegungen und Farben - machen die Szenen deutlich. Es ist moderne Fotografie.
    Der Verfasser kann uns historisches Geschehen gewaltigen Ausmaßes bildlich erfassen lassen. So erfahren wir, dass sein Vater einen weißen Fleck auf der Oberseite seines linken Armes und einen gleichen Fleck auf dessen Unterseite hat. Eine russische Kugel hatte den Arm durchlöchert. Krieg, Kugelhagel, Überleben werden präsent.
    Auch Erinnerungen erscheinen vor dem inneren Auge. Es gibt einen Passus (Seite 18), wo der Autor innerhalb von vier Zeilen viermal schreibt: "Ich sehe...". Am Ende des Kapitels verrät er - damals als Zwölfjähriger -, dass für ihn nur das fassbar ist, was sichtbar ist: "Mauertote", sagt jemand. Ich habe noch nie einen Toten gesehen". Gilt das nicht für die meisten von uns?
    Trotz der Aufteilung in Momentaufnahmen liest sich diese Erzählung wie ein Roman - wie ein Abenteuerroman, denn die Jahre der gefährlichen Teilung Deutschlands und des kalten Krieges, die im Mittelpunkt des Buches stehen, waren spannend und gefährlich. Heute würde man sich in Berlin langweilen, gäbe es nicht so viele Feste. Der Autor war damals als "homo videns", als Sehender, viele Male auf Augenhöhe mit dem "Gegner" im kommunistischen Machtbereich. Er durchfuhr die DDR mit Bahn und Auto, erlebte die Konfrontation an der innerdeutschen Grenze als Soldat, bei der Leipziger Messe, in Berlin-Ost. Das alles erinnert an jene Zeit vor dem Fall der Berliner Mauer, als man anders lebte, fühlte und sprach.
    Dann kommt Bertrand, der französische Korrespondent, ich-bezogen und unpünktlich, wie Franzosen eben sind, aber couragiert bis tollkühn. Für ihn führt Kai von Westerman die Kamera zunächst noch im "real existierenden Sozialismus" und danach im "zerbröckelnden Sozialismus" der DDR-Revolution. Wir landen bald in einem Kapitel ŕ. Oktober 1989 - Der Sonderzug aus Prag", wo wir einander hätten begegnen können. Denn wir waren auch dort, im Bahnhof in Hof (Bayern), als die Züge der Freiheit mit den Flüchtlingen dort ankamen. Es war das emotional stärkste Moment dieser Monate, noch prägender als die Maueröffnung. Dann wird alles im Buch hautnah und eindringlich. Man liest schneller, hastiger. Alles dringt an den Leser heran, dicht gedrängt, Eindrücke, Sensationen, Umgangssprache, Hochdeutsch und "DDR-Deutsch", Typen, Massen, Vopos, Kerzen, Demonstrationen, die Partei und die Stasi.
    Die Kameraleute haben während des friedlichen Aufstandes in der DDR eine zentrale Rolle gespielt. Ohne die herausgeschmuggelten Filme, die im Westfernsehen ausgestrahlt wurden, hätte das Regime vielleicht nicht so schnell nachgegeben, die Menschen drüben wären nicht so schnell mobilisiert worden.
    Wahrscheinlich besitzt Kai von Westerman einen Schatz an Filmaufnahmen aus diesen historischen Tagen. Hoffentlich werden sie eines Tages für die Nachwelt zugänglich gemacht. Der französische Sender hält offensichtlich noch die Hand darauf. Indem er dieses faszinierende und wichtige Buch "mit bloßem Auge" schrieb, hat der Autor soweit einen Ausgleich geschaffen.

    Jean-Paul Picaper, geboren 1938 in Pau, Assistenzprofessor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, langjähriger Deutschland-Korrespondent von "Le Figaro", Träger des französischen Verdienstordens und des deutschen Bundesverdienstkreuzes, freier Journalist und Autor.

    Zum Autor:
    Kai von Westerman , geb. 1960 in Tübingen. Die Eltern - der Vater war Offizier, die Mutter Werbegrafikerin - mussten mit ihrem Sohn und seinen Geschwistern oft umziehen. Kai von Westerman besuchte das Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach bis zum Abitur. Seit 1988 arbeitet er als freiberuflicher Kameramann. Mit Frau und Sohn lebt er in Bonn.

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