

Die Geschichte "Verbotenes Tun" steht in dem Buch
Unsere Heimat - unsere Geschichten
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Der Frühling kann kommen
(aber auf keinen Fall annährend so, wie in folgender Geschichte)

Günther Becker 1944 mit Mutter, Vater, Schwester und Dackel "Seppel" in Wunstorf.
Hasenjagd
Geschichte von GüntherBecker
DasJahr 1944 begann sehr ereignis- und abwechslungsreich. Im März wurde ich Pimpf,und seit April ging ich zur Scharnhorst-Schule in Wunstorf (Region Hannover). Ich hatte genau wiemeine Schwester Trauti geschafft, worum wir immer gebetet hatten: auf eineweiterführende Schule, die Mittelschule, zu kommen.
Denroten Backsteinbau unserer Schule, um die Jahrhundertwende erbaut, erreichtenwir von unserer Siedlung aus entweder zu Fuß nach einem 3-Kilometer-Marsch überdie Schienen der Steinhuder Meerbahn oder bei schlechter Witterung und in derWinterzeit direkt mit der Bimmelbahn.Jetztwar es endlich wieder Sommer, und mein MitschülerHinnerkund ich trabten an jenem Morgen, von dem ich erzählen will, auf SchustersRappen durch die kleine Straße„ImSandfelde“. Der klare Himmel versprach einen herrlichen Sommertag. Im Morgentauführte unser Weg durch duftende Kornfelder. Rechts öffnete sich über saftigeAuenwiesen hin der Blick zur Silhouette von Stifts- und Stadtkirche, die vonhohen, alten Bäumen umgeben waren. Wir überquerten wie gewohnt denSchienenverlauf und die Brücke der Steinhuder Meerbahn und balancierten überdie Schwellen, nachdem wir das Durchgangsverbot für Fußgänger wie immermißachtet hatten. Anfangs war das Laufen über das unter uns fließende Wasserbeängstigend gewesen. Wir Kinder hatten uns aber längst daran gewöhnt. „Dasmache ich im Schlaf“, entgegnete ich auf die besorgten Ermahnungen meinerMutter. Und tatsächlich trug ich selbst ein Fahrrad hinüber, wenn es erforderlichwar.
Indem Streckenbereich waren für die Schmalspurbahn und denReichsbahn-Güterverkehr zum Kalischacht nach Bokeloh drei Schienensträngeverlegt worden. Wer große Angst hatte, wählte gern den Weg zwischen den engzusammenliegenden Schienensträngen. Aber Hinnerk und ich fühlten uns sehrsicher auf der „Schwellenbrücke“, auch weil wir von hier aus schon unzähligeKopfsprünge ins Wasser gewagt hatten. Wir entkleideten uns bei sommerlicherWitterung regelmäßig nach der Schule am Fuße der Brücke und schwammen in denglasklaren Fluten.
Weitdraußen tobte zur gleichen Zeit irgendwo der Krieg, der uns in jenen Tagenlediglich durch Fliegeralarm erreichte. Die früher gewohnten Luftkämpfe derdeutschen Abfangjäger waren nicht mehr zu beobachten. Man munkelte, denDeutschensei der Treibstoff für die Maschinen ausgegangen.
Andiesem sonnigen Morgen dachten wir zwei nicht an den Krieg. Wie Jungen zu allenZeiten, hatten wir unsere Spiele und Mutproben im Sinn, den „Seemannsköpper“von der Brücke und das Schwimmen nach dem Schulunterricht. Um die Spannung beiden Kopfsprüngen zu erhöhen, warteten wir häufig nebeneinander mit demAbsprung, bis der Zug bereits einen warnenden Pfeif- oder Hupton ausgestoßenhatte. Erst danach hechteten wir mit dem Kopf voran in das kühle Naß.
Esgewann jeweils derjenige, der die stärksten Nerven gezeigt hatte. Doch ersteinmal war die Schule dran, das erfrischende Bad danach aber bereitsbeschlossene Sache.
Schonnach der zweiten oder dritten Unterrichtsstunde meldete sich der Krieg mitVollalarmgeheul. Ausgeschlossen, das zu ignorieren, denn die Scharnhorst-Schulebefand sich in Bahnhofsnähe, und so war höchste Vorsicht geboten. Als Eisenbahnknotenpunktwar Wunstorf potentielles Angriffsziel für die Bomber, um Nachschubwege zu zerstören.Alles rannte in die Luftschutzräume, die sich in den Gewölbegängen imKellergeschoß befanden und teilweise mit Ledermatten, Kästen und„Pferden“, also Sportgeräten,ausgestattet waren.Sieboten uns ausreichende Sitzgelegenheiten.
HerrBodenstein, unser beliebter, freundlicher Erdkundelehrer, war wegen einerVerletzung, die er als Navigator ineinemdeutschen Bomber erlitten hatte, vorübergehend vom Kriegsdienst befreit. Ererzählte uns bei Alarm im Keller von Luftkämpfen und Kriegshandlungen, die unsnatürlich brennend interessierten. Wir Jungen kannten die deutschen undgegnerischen Flugzeugtypen genau. Diesmal hielt Herr Bodenstein mit seinenGeschichten zurück und vertrieb uns die Zeit mit lustigen Tricks wie dem Knoteneiner Maus aus seinem weißen Taschentuch, die er dann über seinen linkenUnterarm huschen ließ. Alle lachten und amüsierten sich, bis endlich daslanganhaltende Signal der Entwarnung ertönte. Der Hausmeister, der zuAlarmzeiten jeweils die Meldungen über Flugrouten der feindlichen Bomberverbändeaus dem Volksempfänger erfuhr, dämpfte allerdings unseren anfänglichen Jubel.Noch sei die Gefahr für heute nicht vorüber, mit weiterem Alarm sei zu rechnen.Die verantwortlichen Lehrer verkündeten: „Die Fahrschüler müssen nochhierbleiben. Die Wunstorfer begeben sich auf dem schnellsten Wege nach Hause!“
Hinnerkund ich frohlockten, denn so ließ sich eine längere Badezeit an der Aue herausschinden,ohne daheim als überfällig registriert zu werden. Den Schulranzen auf den Rückengeschnallt und ab ging die Post!
DerWeg zurück führte über die Verschiebegleise mit dem Gewirr von Schienen in derNähe des Bahnhofs. Dieser Gefahrenbereich wurde häufig vom Bahnpersonalkontrolliert. Ungehindert kamen wir durch. Fröhlich hopsten wir von einerBahnschwelle zur anderen. Nun mußten wir noch die Hochwasserbrücke überqueren.Rechts davon sahen wir die riesige hohe Kopfweide und das Dickicht vonWeidengestrüpp, hinter dem sich ein kleiner Tümpel mit allerlei jagdbaremGetier wie Molchen, Fröschen und Eidechsen verbarg, die sogenannteTeufelskuhle. Danach waren es nur noch wenige Schritte bis zu unsererBadestelle.
Dannging alles sehr schnell: Urplötzlich stieß von links oben, scheinbar direkt ausder Sonne, eine „Curtiss-Warhawk“aufuns herab. Mit ihrem hohen Motorenton hatte sie sich verraten. „Hinnerk,runter, hinschmeißen!“, konnte ich gerade noch schreien, während ich bereitsauf die rechte Bahndammseite hechtete. In meiner Erinnerung ist der knallrotePropellerkopfgespeichert, als wäre es gestern gewesen.
DieHasen- oder besser Kinderjagd hatte aber damit erst begonnen. Noch bevor wir imhohen Böschungsgras lagen,warfendie sechs schweren Flugzeug-MG (Kaliber 12,7 Millimeter) ihre todbringendenGeschosse auf uns fliehende Jungen herab. Der 12-Zylinder-V-Motor dröhnte, sekundenweisedumpf begleitet von dem hämmernden „Tack, Tack, Tack!“ der Bordkanonen. Mitihrem tiefen Gebrüll hüllten sie uns in ein donnerndes Inferno, das unserenHerzschlag zu stoppen drohte. Die nackte Angst preßte meinen Körper in das Grün,meine Fäuste krallten sich haltsuchend in die Grashalme. Das Abschwellen desDonners erlaubte ein kurzes Wenden des Kopfes nach hinten. Eine graueRauchfahne hinter sich herziehend, entfernte sich der Jäger und stieg innördlicher Richtung an, um deutlich sichtbar in einer Schleife zu wenden undsein Ziel – uns – erneut anzugreifen.
„AndereSeite!“, schrie einer von uns, und wir sprangen gleichzeitig über denBahnkörper, die andere Böschung hinunter. Das Dröhnen des Motors und dasHämmern der Bordwaffen des in den USA gebauten Jägers schienen uns ein zweitesMal verschlingen, zerschmettern zu wollen. Deutlich hörten wir auf denBahnschienen über uns harte Einschläge. Zertrümmerte Schottersteine spritztenauseinander und flogen durch die Luft. Dann wieder dumpf abschwellenderMotorlärm. Diesmal wendete er nicht – und der Spuk war zu Ende!UnsereKörper flogen vor Angst, die Beine versagten ihren Dienst. Mühsam krochen wirdie Böschung hoch. Endlich oben angelangt, starrten wir, immer noch ängstlichzitternd, zum Himmel. Noch immer ließen uns Macht und Stärke unseres inzwischenverstummten Angreifers erschauern. Die drei Schienenstränge wiesen nun anmehreren Stellen Löcher auf, die wie gezackte Stahlkrater aussahen. Deutlichkonnte man daraus schließen, aus welcher Richtung sie beschossen worden waren.Welch ein verhängnisvolles Ende hätte sie nehmen können, die „Hasenjagd“ in dervermeintlichen Idylle!
Hinnerkund ich badeten nicht mehr an diesem Tage. Wir gingen ohne große Unterhaltungnach Hause, waren ganz still. Erst daheim bei meiner Mutter brach es aus mirheraus. Ich weinte – und dabei war ich doch gerade Pimpf, ein„tapfererHitlerjunge“, geworden. Nie mehr in meinem Leben habe ich größere Angst gehabt!
aus "Unsere Heimat - unsere Geschichten" , Reihe Zeitgut Band 30
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Geschichte von GüntherBecker
DasJahr 1944 begann sehr ereignis- und abwechslungsreich. Im März wurde ich Pimpf,und seit April ging ich zur Scharnhorst-Schule in Wunstorf (Region Hannover). Ich hatte genau wiemeine Schwester Trauti geschafft, worum wir immer gebetet hatten: auf eineweiterführende Schule, die Mittelschule, zu kommen.
Denroten Backsteinbau unserer Schule, um die Jahrhundertwende erbaut, erreichtenwir von unserer Siedlung aus entweder zu Fuß nach einem 3-Kilometer-Marsch überdie Schienen der Steinhuder Meerbahn oder bei schlechter Witterung und in derWinterzeit direkt mit der Bimmelbahn.Jetztwar es endlich wieder Sommer, und mein MitschülerHinnerkund ich trabten an jenem Morgen, von dem ich erzählen will, auf SchustersRappen durch die kleine Straße„ImSandfelde“. Der klare Himmel versprach einen herrlichen Sommertag. Im Morgentauführte unser Weg durch duftende Kornfelder. Rechts öffnete sich über saftigeAuenwiesen hin der Blick zur Silhouette von Stifts- und Stadtkirche, die vonhohen, alten Bäumen umgeben waren. Wir überquerten wie gewohnt denSchienenverlauf und die Brücke der Steinhuder Meerbahn und balancierten überdie Schwellen, nachdem wir das Durchgangsverbot für Fußgänger wie immermißachtet hatten. Anfangs war das Laufen über das unter uns fließende Wasserbeängstigend gewesen. Wir Kinder hatten uns aber längst daran gewöhnt. „Dasmache ich im Schlaf“, entgegnete ich auf die besorgten Ermahnungen meinerMutter. Und tatsächlich trug ich selbst ein Fahrrad hinüber, wenn es erforderlichwar.
Indem Streckenbereich waren für die Schmalspurbahn und denReichsbahn-Güterverkehr zum Kalischacht nach Bokeloh drei Schienensträngeverlegt worden. Wer große Angst hatte, wählte gern den Weg zwischen den engzusammenliegenden Schienensträngen. Aber Hinnerk und ich fühlten uns sehrsicher auf der „Schwellenbrücke“, auch weil wir von hier aus schon unzähligeKopfsprünge ins Wasser gewagt hatten. Wir entkleideten uns bei sommerlicherWitterung regelmäßig nach der Schule am Fuße der Brücke und schwammen in denglasklaren Fluten.
Weitdraußen tobte zur gleichen Zeit irgendwo der Krieg, der uns in jenen Tagenlediglich durch Fliegeralarm erreichte. Die früher gewohnten Luftkämpfe derdeutschen Abfangjäger waren nicht mehr zu beobachten. Man munkelte, denDeutschensei der Treibstoff für die Maschinen ausgegangen.
Andiesem sonnigen Morgen dachten wir zwei nicht an den Krieg. Wie Jungen zu allenZeiten, hatten wir unsere Spiele und Mutproben im Sinn, den „Seemannsköpper“von der Brücke und das Schwimmen nach dem Schulunterricht. Um die Spannung beiden Kopfsprüngen zu erhöhen, warteten wir häufig nebeneinander mit demAbsprung, bis der Zug bereits einen warnenden Pfeif- oder Hupton ausgestoßenhatte. Erst danach hechteten wir mit dem Kopf voran in das kühle Naß.
Esgewann jeweils derjenige, der die stärksten Nerven gezeigt hatte. Doch ersteinmal war die Schule dran, das erfrischende Bad danach aber bereitsbeschlossene Sache.
Schonnach der zweiten oder dritten Unterrichtsstunde meldete sich der Krieg mitVollalarmgeheul. Ausgeschlossen, das zu ignorieren, denn die Scharnhorst-Schulebefand sich in Bahnhofsnähe, und so war höchste Vorsicht geboten. Als Eisenbahnknotenpunktwar Wunstorf potentielles Angriffsziel für die Bomber, um Nachschubwege zu zerstören.Alles rannte in die Luftschutzräume, die sich in den Gewölbegängen imKellergeschoß befanden und teilweise mit Ledermatten, Kästen und„Pferden“, also Sportgeräten,ausgestattet waren.Sieboten uns ausreichende Sitzgelegenheiten.
HerrBodenstein, unser beliebter, freundlicher Erdkundelehrer, war wegen einerVerletzung, die er als Navigator ineinemdeutschen Bomber erlitten hatte, vorübergehend vom Kriegsdienst befreit. Ererzählte uns bei Alarm im Keller von Luftkämpfen und Kriegshandlungen, die unsnatürlich brennend interessierten. Wir Jungen kannten die deutschen undgegnerischen Flugzeugtypen genau. Diesmal hielt Herr Bodenstein mit seinenGeschichten zurück und vertrieb uns die Zeit mit lustigen Tricks wie dem Knoteneiner Maus aus seinem weißen Taschentuch, die er dann über seinen linkenUnterarm huschen ließ. Alle lachten und amüsierten sich, bis endlich daslanganhaltende Signal der Entwarnung ertönte. Der Hausmeister, der zuAlarmzeiten jeweils die Meldungen über Flugrouten der feindlichen Bomberverbändeaus dem Volksempfänger erfuhr, dämpfte allerdings unseren anfänglichen Jubel.Noch sei die Gefahr für heute nicht vorüber, mit weiterem Alarm sei zu rechnen.Die verantwortlichen Lehrer verkündeten: „Die Fahrschüler müssen nochhierbleiben. Die Wunstorfer begeben sich auf dem schnellsten Wege nach Hause!“
Hinnerkund ich frohlockten, denn so ließ sich eine längere Badezeit an der Aue herausschinden,ohne daheim als überfällig registriert zu werden. Den Schulranzen auf den Rückengeschnallt und ab ging die Post!
DerWeg zurück führte über die Verschiebegleise mit dem Gewirr von Schienen in derNähe des Bahnhofs. Dieser Gefahrenbereich wurde häufig vom Bahnpersonalkontrolliert. Ungehindert kamen wir durch. Fröhlich hopsten wir von einerBahnschwelle zur anderen. Nun mußten wir noch die Hochwasserbrücke überqueren.Rechts davon sahen wir die riesige hohe Kopfweide und das Dickicht vonWeidengestrüpp, hinter dem sich ein kleiner Tümpel mit allerlei jagdbaremGetier wie Molchen, Fröschen und Eidechsen verbarg, die sogenannteTeufelskuhle. Danach waren es nur noch wenige Schritte bis zu unsererBadestelle.
Dannging alles sehr schnell: Urplötzlich stieß von links oben, scheinbar direkt ausder Sonne, eine „Curtiss-Warhawk“aufuns herab. Mit ihrem hohen Motorenton hatte sie sich verraten. „Hinnerk,runter, hinschmeißen!“, konnte ich gerade noch schreien, während ich bereitsauf die rechte Bahndammseite hechtete. In meiner Erinnerung ist der knallrotePropellerkopfgespeichert, als wäre es gestern gewesen.
DieHasen- oder besser Kinderjagd hatte aber damit erst begonnen. Noch bevor wir imhohen Böschungsgras lagen,warfendie sechs schweren Flugzeug-MG (Kaliber 12,7 Millimeter) ihre todbringendenGeschosse auf uns fliehende Jungen herab. Der 12-Zylinder-V-Motor dröhnte, sekundenweisedumpf begleitet von dem hämmernden „Tack, Tack, Tack!“ der Bordkanonen. Mitihrem tiefen Gebrüll hüllten sie uns in ein donnerndes Inferno, das unserenHerzschlag zu stoppen drohte. Die nackte Angst preßte meinen Körper in das Grün,meine Fäuste krallten sich haltsuchend in die Grashalme. Das Abschwellen desDonners erlaubte ein kurzes Wenden des Kopfes nach hinten. Eine graueRauchfahne hinter sich herziehend, entfernte sich der Jäger und stieg innördlicher Richtung an, um deutlich sichtbar in einer Schleife zu wenden undsein Ziel – uns – erneut anzugreifen.
„AndereSeite!“, schrie einer von uns, und wir sprangen gleichzeitig über denBahnkörper, die andere Böschung hinunter. Das Dröhnen des Motors und dasHämmern der Bordwaffen des in den USA gebauten Jägers schienen uns ein zweitesMal verschlingen, zerschmettern zu wollen. Deutlich hörten wir auf denBahnschienen über uns harte Einschläge. Zertrümmerte Schottersteine spritztenauseinander und flogen durch die Luft. Dann wieder dumpf abschwellenderMotorlärm. Diesmal wendete er nicht – und der Spuk war zu Ende!UnsereKörper flogen vor Angst, die Beine versagten ihren Dienst. Mühsam krochen wirdie Böschung hoch. Endlich oben angelangt, starrten wir, immer noch ängstlichzitternd, zum Himmel. Noch immer ließen uns Macht und Stärke unseres inzwischenverstummten Angreifers erschauern. Die drei Schienenstränge wiesen nun anmehreren Stellen Löcher auf, die wie gezackte Stahlkrater aussahen. Deutlichkonnte man daraus schließen, aus welcher Richtung sie beschossen worden waren.Welch ein verhängnisvolles Ende hätte sie nehmen können, die „Hasenjagd“ in dervermeintlichen Idylle!
Hinnerkund ich badeten nicht mehr an diesem Tage. Wir gingen ohne große Unterhaltungnach Hause, waren ganz still. Erst daheim bei meiner Mutter brach es aus mirheraus. Ich weinte – und dabei war ich doch gerade Pimpf, ein„tapfererHitlerjunge“, geworden. Nie mehr in meinem Leben habe ich größere Angst gehabt!
aus "Unsere Heimat - unsere Geschichten" , Reihe Zeitgut Band 30
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