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    Jugend im Zusammenbruch 1944/1945

    :: Band 20 | Reihe Zeitgut | Klappenbroschur
    31 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen.
    352 Seiten mit vielen Abbildungen,
    Ortsregister, Chronologie,
    Zeitgut Verlag, Berlin.

    ISBN: 3-933336-31-7, EURO 16,90

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    Zum Buch
    "Erlöst und vernichtet in einem" seien die Deutschen 1945 gewesen, sagte Theodor Heuss einige Jahre nach Kriegsende. Ähnlich empfanden wohl die meisten jungen Deutschen. Doch das Gefühl der Vernichtung überwog. Die Verlierer zu sein, schien ihnen unvorstellbar. Sie kannten kaum anderes als den Nationalsozialismus und seine Parolen. Sie waren erzogen zu gehorchen und zu siegen. Verführt und gedrillt, glaubten sie bis zuletzt an den "Führer" und den Treueschwur, den sie geleistet hatten.

    Die Erinnerungen der Zeitzeugen spannen einen Bogen von den Bombennächten in überfüllten Luftschutzkellern bis zur überstürzten Flucht aus den Ostgebieten. Hier die Furcht vor der Roten Armee, Plünderungen, Vergewaltigungen. Dort der Einmarsch der GIs, Gefangennahme durch die Alliierten, die erste Begegnung mit schwarzen Soldaten. Das Überleben war für viele zur reinen Glückssache geworden. Klaus Richter meldet sich im September 1944 als 15-Jähriger freiwillig zum Volkssturm: "Ich (...) unterhielt mich mit einem Jungen, den ich aus der Oberschule kannte. Er äußerte vorsichtig, der Krieg könnte mit unserer Niederlage enden, daran müßten wir uns gewöhnen. Das war für mich ein unvorstellbarer Gedanke."

    Auch Paul Misch, der am 11. Dezember 1944 von amerikanischen Soldaten gefangen genommen wird, kann sich nicht vorstellen überzulaufen: "Solche Gedanken hatten mir meine Ausbilder ausgetrieben. Für Führer, Volk und Vaterland zu sterben sollte höchste Ehre sein."

    Renate Rochner erlebt 1945 die sogenannten Bombenteppiche in Bremen. "Eigentlich erwarteten wir jede Nacht unseren Tod. Könnte ich doch in die Zukunft sehen, musste ich oft denken, dann wüsste ich, ob wir am Leben bleiben." Ihre Familie ist immer als letzte im Bunker, weil die kleinen Geschwister erst aus dem Schlaf gerissen, im Handwagen verstaut und hingefahren werden müssen.

    Mitte April 1945, als die Angriffe auf Berlin immer stärker werden, flüchtet Irmgard Notz mit ihrer Familie in einen Bunker. Ihr Vater kann sie vor angetrunkenen russischen Soldaten verstecken: "Ich wurde plötzlich aus dem Schlaf gerissen, von den Meinen ganz mit einer Decke umhüllt, an die Wand gequetscht. Vater und Großvater setzten sich davor, lehnten sich an und setzten sich beinahe auf mich. Angstbebend lag ich an der kalten Wand."

    Wolfgang Herchner schildert die Nacht vom 7. auf den 8. Mai 1945 in Mecklenburg. Seine Einheit befindet sich zwischen der russischen und der amerikanischen Front. "Die Angst, in russische Gefangenschaft zu geraten, ließ uns im Morgengrauen mit letzter Kraft weiterlaufen, 40 Kilometer hatten wir schon geschafft. Unweit von uns eilten unzählige andere Einheiten gen Westen. Das mehr gekaute als gesprochene "Come on, boys!" klang wie Musik in unseren Ohren. Geschafft! Über die Kapitulation waren wir zwar erleichtert, empfanden aber gleichzeitig Schmach, Verlierer zu sein."

    Die Zeitzeugen-Erinnerungen schildern, was angesichts riesiger Zahlen an Toten und eines ungeheuren Ausmaßes an Zerstörung sonst nicht faßbar wäre: das Schicksal einfacher, am Krieg unschuldiger junger Menschen, die in das Kriegsgeschehen hineingezwungen wurden. In diesem Buch schildern die damals 14- bis 20jährigen, wie sie das Kriegsende erlebten, was sie dachten und was sie hofften. Sie kannten kaum anderes als den Nationalsozialismus und seine Parolen. Sie waren erzogen zu gehorchen und zu siegen. Die meisten von ihnen glaubten bis zuletzt an den "Führer" und daran, daß er große Hoffnungen in sie setzte. Durch ihren Treueschwur fühlten sie sich an ihn gebunden. Die Verlierer des Krieges zu sein, erschien ihnen ungeheuerlich. Für sie brach eine Welt zusammen. Sie waren als letztes Aufgebot eingesetzt und erkannten erst dabei, wie sinnlos ihr Einsatz war.

    Aus dem Inhalt
    Im Niemandsland - Zwölf Tage bis Berlin - Zweimal Prisoner of War - Und ich lebte weiter – Endzeit - Könnte ich doch in die Zukunft sehen! - Der Zug – unser Zuhause - „Geh doch hin, wo du hergekommen bist!“ - Letzte Tage in Königsberg - Geheime Kommandosache - Fronthelfer der Hitler-Jugend – Meldegänger - Im Kunstbunker - Winnetous Enkel - Nun erst recht! - Mit 17 fängt das Leben an - Das Dienstsiegel von Denstedt - Kriegsdienst auf Rügen - Der Weg ins Ungewisse - Brennesseln – das kleinere Übel – Gershwin - Besiegte und Sieger - Die Letzten der Oderfront - In uns ist Hoffnung

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