Zeitgeschichte im Fernsehen

Dokumentation, Deutschland 2009
Ramis Önder ist blond. Alle nennen ihn "Günther". Ramis ist der einzige Türke im Lohner Schützenverein – und er ist stolz darauf. "Günther" hat deutsche Lebensart, mehr als jeder andere der eintausend Türken, die heute hier leben. 1966 kam sein Vater nach Lohne, zusammen mit acht anderen Männern aus Ballidere. Anatolische Bauern – auf der Suche nach einem besseren Leben im niedersächsischen Torf.
Die Autoren Orhan Calisir und Dirk Meissner stießen in Lohne auf eine ländlich-kleinstädtische Variante der Zuwanderung, die unterm Strich Anlass zur Hoffnung gibt. Unter den 25.000 Einwohnern herrscht weitgehend friedliche Ko-Existenz – gelegentliche Annäherung nicht ausgeschlossen. Beim Fußball zum Beispiel, auf Hochzeiten und beim Schützenfest.
Klar, es gibt auch Probleme: Die Bildung, die Sprache, die Religion. Aber Arbeitslosigkeit und Kriminalität gibt es kaum. Im Gegenteil: Die Lohner Türken haben viel geschafft in den vergangenen 40 Jahren. Vielleicht, weil sie alle aus einem Dorf aus Ballidere kommen. Vielleicht, weil die Arbeit im Torf den türkischen Landarbeitern mehr lag, als die Fabrikarbeit anderswo.
"Torf" zeigt unaufgeregt 40 Jahre Migrationsgeschichte am überschaubar-beschaulichen Beispiel einer niedersächsischen Kleinstadt in der Nähe von Bremen. Nebenbei ist Torf ein moderner Heimatfilm: Moor und mehr, Korn und Kleinkaliber. Alles drin.